Also zuerst einmal bin ich aus ganzem Herzen eine echte „Erfurter Puffbohne„. Ich bin vor 40 Jahren in dieser tollen Stadt geboren und habe hier meine Kindheit verbracht. Zwischenzeitlich hat es mich zwecks Ausbildung und Studium von Frankfurt am Main in den Harz und dann in den Thüringer Wald verschlagen. Doch mein geliebtes Erfurt hat mich danach sehr schnell wieder eingefangen. Seit ca. 12 Jahren bin ich nun zum Landei mutiert und lebe mit meiner Familie nördlich von Erfurt in einer abgelegenen kleinen Siedlung mitten in der Natur.
Was habe ich beruflich schon so getrieben?
Während meines Studiums habe ich vieles in diversen Praktika ausprobiert: Werbeagentur, Marktforschungsinstitut, Personalvermittlung, Tourismus und einiges mehr … Direkt nach meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Tourismus und Marketing ging ich zur Thüringer Tourismus GmbH und entdeckte dort meine große Leidenschaft für die Online Kommunikation. Fast 15 Jahre vermarktete ich dort das Reiseland Thüringen im Web. Es war eine tolle Zeit, in der ich viel gelernt habe und mich persönlich weiterentwickeln konnte. Ich wurde dort gefordert und gefördert und hatte ein wunderbares Team. Doch nach so langer Zeit hatte ich einfach immer mehr den Drang etwas Neues, etwas Anderes zu machen.
Seitdem ich zwei Kinder hatte, fühlte ich mich auch immer mehr gehetzt und getrieben. Morgens trieb ich meine beiden Kids an, dass wir rechtzeitig in der Schule, der Kita und im Büro waren und am Nachmittag sprintete ich von meinem Schreibtisch los, obwohl da noch ein großer Berg Arbeit lag, damit ich wieder pünktlich zur Schließzeit des Hortes mein Kind oft als letztes dort abholte. Danach noch etwas einkaufen, Hausaufgaben überprüfen, Abendbrot machen und der Tag war gelaufen. So ging das Tag ein, Tag aus. Dieses ständige Gehetze und der Stress im Job laugten mich aus und machten mich schließlich krank. So zog ich die Notbremse!
Und so verließ ich das Team mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Der Abschied war nicht leicht für mich aber ich habe es nie bereut. Es war der richtige Schritt.
Was hat sich verändert?
Ich bin nun seit zwei Jahren selbständig und genieße es in vollen Zügen. Es ist toll seine Zeit so einteilen zu können, wie man es eben gerade braucht. Wir können nun alle am Morgen entspannter starten, weil ich mir meine Termine meist erst nach 9:00 Uhr lege. Ab 8:00 Uhr sortiere ich meine To-Dos des Tages, frühstücke nebenbei und fahre dann zu Terminen oder arbeite an Projekten im Home-Office. Am Abend wenn die Kids im Bett sind, kann ich nochmal an den Rechner, um noch ein bisschen was zu schaffen.
Diese Form des Arbeitens passt einfach besser in mein aktuelles Leben mit Kids. Doch etwas störte mich gewaltig: Home-Office ist einfach nichts für kreativ arbeitende Teamplayer wie mich. Außerdem möchte ich meine Kunden nicht bei mir zu Hause am Küchentisch empfangen. Somit gehe ich immer zum Kunden oder treffe mich mit ihnen in einem Café oder Restaurant. Das ist für mich aber keine Dauerlösung und somit suchte ich nach Alternativen. Coworking war die Idee. Da ich aber eben selbst Mutter bin, wünschte ich mir ein Coworking Space, was es ermöglicht auch mal in bestimmten Situationen die Kids mitzubringen. Das gibt es so in Erfurt noch nicht also kam mir die Idee eben eines zu eröffnen.
Was ist mir wichtig?
Ich möchte gerne mit offenen kreativen Menschen zusammenarbeiten, mich austauschen und gegenseitig unterstützen. Ich wünsche mir einen Raum, wo die Menschen miteinander arbeiten und nicht gegeneinander, sich also immer als Konkurrenten ansehen. Wir sollten alle verstehen, dass wir nur gemeinsam stark sind. Das ist so eine Phrase, die ich in meiner Kindheit sehr häufig gehört habe. Aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass es bei vielen nicht wirklich angekommen ist.
Wenn wir gemeinsam arbeiten:
- können wir die besseren Ideen entwickeln
- sind wir bunter und vielfältiger
- können größere Projekte bearbeiten
- haben eine bessere Sichtbarkeit
- können Defizite des einzelnen ausgleichen
- können uns gegenseitig unterstützen
- u.v.m.
Ich finde, dass Arbeit Spaß und Freude bereiten sollte. Wenn man sich überlegt wie viel Zeit man im Leben mit Arbeit verbringt, dann sollte man es gerne tun. Der Kunde oder Kooperationspartner wird merken, ob man den Job mit Herzblut macht oder nicht.
Das gesamte Thema NewWork liegt mir persönlich sehr am Herzen. Viele Firmen sollten langsam mal anfangen umzudenken. Leider gibt es bis jetzt erst sehr wenige Firmen, die erkannt haben, dass man seine Mitarbeiter besser von der eigenen Vision begeistert als sie durch Stechuhr oder Zielvereinbarungen zu kontrollieren. Wenn Mitarbeiter begeistert von der Unternehmens-Idee sind und eine offene Unternehmenskultur erleben, in der sie tatsächlich gestalten können, werden sie jeden Tag motiviert an die Arbeit gehen. Zeiterfassung ist aus meiner Sicht völlig überholt. Warum nicht den Mitarbeiter dann arbeiten lassen, wann es ihm passt und wo es ihm passt. Unter der Dusche kommen bekanntlich die besten Ideen, ein Coworking Space ist ein guter Ort für kreatives Arbeiten und wenn ein Kind krank ist, passt eben Home-Office am besten.
Mir ist schon klar, dass das nicht auf alle Menschen und alle Tätigkeiten passt. Aber da wo es passt, sollten wir mehr ausprobieren und unseren Mitarbeitern vertrauen. Es lohnt sich, davon bin ich überzeugt.
Immer nur wegen des Fachkräftemangels zu jammern, ist sicher keine Lösung. Sich selbst mal bewegen und verändern, das ist ein guter Anfang.
Was wünsche ich mir für meine Kids?
Meine Kinder sollen in einer friedlichen, freien und offenen Welt aufwachsen. Das wünschen sich ganz sicher viele Menschen aber was können wir dafür tun?
Aus meiner Sicht müssen wir dringend etwas am System ändern. Wir müssen uns also alle bewegen: mehr Mut weniger Angst! Wie kann das gehen? Indem wir unsere Kinder von Beginn an stärken und nicht immer klein machen. Wir sollten Ihnen nicht immer zeigen, was sie noch nicht können und was sie aber unserer Meinung nach können müssten. Lassen wir sie sich selbst entfalten, nach ihrem Tempo und ihren Vorlieben.
Dadurch, dass wir unsere Kinder mit Gleichaltrigen in Kitas und Schulen in einem Raum stecken und immer erwarten, dass alle das gleiche zur selben Zeit tun und können müssen, entsteht keine Kreativität und keine Lust etwas Neues zu lernen oder zu erforschen, sondern es entsteht nur eines: Druck = Wettkampf. Wir vergeben auch noch Noten und bewerten das, was da abgeliefert wird. Kinder, die ganz andere Stärken haben, wie z.B. emotionale Intelligenz, fallen durchs Raster und fühlen sich nutzlos und schlecht. Es wird unseren Kids in unseren Schulen und Kitas vor allem Wettbewerb antrainiert. Sie lernen nicht, dass man nicht in allem der Beste sein muss. Warum erklären wir ihnen nicht, dass man bei der Lösung einer Aufgabe viel besser ist, wenn man sich ein Team aus einzelnen Experten zusammensucht. Nein wir sagen, jeder muss das können und jeder bekommt eine Note darauf. Und nur wer gute Noten hat, kommt weiter im System.
Solche Fähigkeiten werden wir in Zukunft aber gar nicht mehr brauchen. Wir brauchen echte Teamplayer, um die komplexen Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Wir benötigen kreative Menschen, die in der Lage sind, Dinge neu zu denken und nicht auf ausgetreten Pfaden wandern.
Wir müssen den Druck rausnehmen und einfach mal darauf vertrauen, dass alle Kinder kleine wissbegierige Forscher sind. Sie haben es auch ganz alleine geschafft laufen und sprechen zu lernen. Manche sogar mehrere Sprachen gleichzeitig. Wir haben ihnen durch unsere Förderung an Schulen und Kitas allerdings den Spaß und die Lust am Lernen genommen. Mit der Schule beginnt der Ernst des Lebens. Wie furchtbar!
Das muss sich ändern.
Ich möchte meinen Kindern ein gutes Vorbild sein. Ich lebe ihnen vor, dass ich nicht auf Arbeit gehen „muss“ sondern, dass ich liebe was ich tue und dass ich täglich in meinem Job etwas lerne. Genau aus diesem Grund möchte ich auch ein familienfreundliches Coworking Space eröffnen. Meine Kinder sollen dort willkommen sein und andere Menschen treffen, die auch mit Leidenschaft und Freude ihren Job machen.
Unterstützt unsere Vision
Die Immobilie ist seit September gefunden, der Mietvertrag unterschrieben und die Baumaßnahmen zur Grundsanierung des Gebäudes sind voll im Gange. Jetzt geht es bald darum, es zu einem echten Wohlfühl-Ort zu machen und da uns auch das Thema Nachhaltigkeit am Herzen liegt, möchten wir alte ehemals industriell genutzte Gegenstände von einem echten Fachmann für Upcycling in Möbel umbauen lassen. Da das aber echte Handarbeit bedeutet und nichts von der Stange ist, benötigen wir eure finanzielle Unterstützung und haben deshalb eine Crowdfunding Kampagne bei Startnext gestartet. Wir freuen uns über jeden noch so kleinen Betrag, der uns dem Ziel ein Stückchen näherbringt. Vielen lieben Dank!