Am letzten Wochenende war es wieder soweit, die wichtigste Konferenz für Coworking Space Betreiber hat viele Teilnehmer nach Bremen gelockt. Die Cowork2018 war mit über 70 Teilnehmern zwar nicht so stark besucht wie die Cowork2017 in Leipzig mit 120 Teilnehmern aber war deshalb nicht minder in der Qualität. Wahrscheinlich war die zentrale Deutschlandlage in Leipzig der Grund, dass letztes Jahr mehr Space-Betreiber den Weg auf sich genommen haben.
Na egal! Es trafen sich Coworking Space Betreiber aus ganz Deutschland und teilweise auch aus dem Ausland, um sich zu aktuellen Themen auszutauschen.
Es sind auch immer einige interessierte Coworker dabei. Das könnten eigentlich auch noch ein paar mehr sein. Sie geben in den Diskussionen immer einen Blick aus Sicht des Kunden.
Ein Zugfahrt die ist …
Wir hatten uns kurzfristig für eine Anreise mit dem Zug entschieden. Da die Fahrt mit dem ICE laut Fahrplan nicht schneller ging sondern nur wesentlich teurer war, fiel unsere Wahl auf die Fahrt mit der Regionalbahn. Das bedeutete zwar dreimal Umsteigen teilweise auf Bahnhöfen im nirgendwo aber die Züge waren angenehm leer. Auf der Fahrt entdeckten wir so manchen Bahnhof, der schon deutlich bessere Zeiten hatte und ein tristes Dasein führte. Wir nutzten die Zeit auf der Fahrt, um uns endlich mal wieder in Ruhe mit unseren Zielen und Visionen zu beschäftigen. Dabei ergaben sich auf der Hinfahrt die Themen, zu denen wir uns gerne mit den anderen Teilnehmern auf der Cowork austauschen wollten. Auf der Rückreise werteten wir die Gespräche und Tipps aus und zogen für uns die notwendigen Schlüsse.
Auftakt mit Impulsen
Wie jedes Jahr bekamen wir Freitag die aktuellen Deskmag Zahlen zu Coworking vorgestellt. Dieses Jahr nicht als Präsi sondern in Form eines Quizes, wo ich auch gleich mal mitmachen musste/durfte und dabei den dritten Platz von drei Teilnehmern belegte 🙂 . Ich lag bei meinen Schätzungen meist knapp drüber und somit zu hoch. Ich bin halt ein Optimist. Dafür habe ich aber den besten Preis in Form von Husten-Lutschstangen gewonnen. Der zweite Preis war eine Grützwurst (lokale Spezialität) und der erste Preis eine Dose Kohl und Pinkel (igitt!!!).
Dieses Jahr wurde der Abend außerdem genutzt, um sich in Gruppen schon einmal auf bestimmte Themen einzustimmen. So fand ein erster Austausch zu den Themen „Fehlerkultur, Coworking Werte, Forschung zu Coworking & Achtsamkeit“ statt. In diesen Runden konnten sich die Teilnehmer bereits etwas kennenlernen. Natürlich blieb auch Raum zum Netzwerken.
BarCamp
Das zentrale Veranstaltungshighlight der Cowork ist immer das am Samstag stattfindende BarCamp. Wer noch nie auf einem BarCamp war, dem sei kurz erklärt, dass ein BarCamp auch „Unkonferenz“ genannt wird. Es werden im Vorfeld keine Speaker zu bestimmten Themen organisiert, sondern alle Teilnehmer können die Veranstaltung mitgestalten. Zu Beginn findet die Sessionplanung statt, wo alle Teilnehmer Themenvorschläge machen können, über was sie sich gerne mit den anderen Teilnehmern austauschen möchten, wo sie Input suchen oder auch geben können.
Danach wird kurz abgestimmt, wer Interesse an dem Thema hat. Soweit Interesse vorhanden ist (fast bei allen Themen finden sich immer Leute, die es auch interessiert), wird es einem Zeitslot und Raum zugeordnet. Es laufen immer mehrere Sessions parallel. Man muss sich also später entscheiden und Prioritäten setzen. Was bei manchen Themen wirklich schwer fällt, weil vieles spannend ist.
Somit ist garantiert, dass genau die Themen besprochen werden, die den Teilnehmern auch wirklich unter den Nägeln brennen. Dieses Jahr dominierten Digitalisierungsthemen und Coworking im ländlichen Raum. Aber auch andere aktuelle Themen wie DSGVO, Tools und Community-Management wurden diskutiert.
Wir haben auch zwei Sessions initiiert und durchgeführt. Bianca hatte das Thema „Zusammenarbeit mit öffentlichen Bereichen (Verwaltung)“ angebracht. Die Session hat sie dann zusammen mit Christian Cordes vom Schiller40 in Wolfsburg, einem kommunalen Coworking Space, gehalten. Wir haben für uns ein paar sehr hilfreiche Tipps und Ideen mitgenommen.
Ich habe eine Session zum Thema „Membership vs. Desk-Tarife“ angeschoben. Wir wollten die Vor- und Nachteile von Membership-Systemen herausarbeiten. Es steigen immer mehr Coworking Spaces auf Membership Regelungen um. Ein großer Vorteil, man kann auch Menschen in die Community einbeziehen, die gar nicht zum Arbeiten ins Space kommen können oder wollen. Jeder kann theoretisch unabhängig vom Anmieten eines Arbeitsplatzes Mitglied werden, ausgewählte Member-Events besuchen und Nutznießer der Synergien, Impulse und Aufträge aus der und durch die Community werden. Auch hier haben wir Denkanstöße für uns mitgenommen und sind klarer in unseren eigenen Ideen geworden.
Netzwerken und Spaß
Wir sind dieses Jahr das dritte Mal dabei gewesen und es fühlt sich tatsächlich schon wie Klassentreffen an. Die Coworking Szene ist wirklich sehr offen und hilfsbereit. In Hamburg hatten wir 2016 die ersten Kontakte geknüpft. Das war damals noch ein Jahr vor unserer Eröffnung. Wir sind daraufhin in einige Coworking Spaces gereist, haben uns Vorort umgeschaut und den Betreibern nochmal Löcher in den Bauch gefragt. Sie haben sich alle Zeit genommen und uns viele hilfreiche Tipps gegeben. Natürlich kann man Erfurt nicht mit Berlin, Hamburg, Düsseldorf oder Wiesbaden vergleichen und nicht alles was dort funktioniert, klappt auch in Thüringen. Aber trotzdem war es so wertvoll für uns damals.
Im letzten Jahr haben uns einige Leute besucht, die auch irgendwo in Deutschland ein Coworking Space eröffnen wollen, haben sich bei uns um gesehen und viele Fragen gestellt, die wir natürlich auch offen, ehrlich und gerne beantwortet haben.
Die Abende auf der Cowork machen natürlich besonders Spaß. Am Samstag findet jährlich ein Coworking Quiz statt, was immer Johanna Voll (die sehr viel zum Thema Coworking geforscht hat) organisiert. Die Aufgaben sind zumeist sehr kniffelig, die nur echte Coworking Kenner beantworten können.
Fazit
Was sollen wir sagen? Eine rundum gelungene Veranstaltung, die einige Akteure der German Coworking Federation ehrenamtlich jährlich auf die Beine stellen. Wir sind sehr froh über diese Möglichkeit des Austausches. Ein paar schöne Bilder findet ihr auf Facebook, Instagram und Twitter unter dem Hastag #cowork2018.
Aussage des Wochenendes: „Die Cowork ist die einzige Zeit des Jahres, wo wir nicht erklären müssen, was Coworking ist“ (weil wir es einfach alle wissen, leben und lieben)
Wir freuen uns schon jetzt auf nächstes Jahr zur Cowork2019 in Mannheim. Wer kommt mit?